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Interkulturelle Kompetenz: Sie beginnt bei dir! 🌍

  • ivonnegrabinski
  • 13. Feb.
  • 3 Min. Lesezeit

Einer der letzten Workshops, die ich geleitet habe, war mit einem internationalen Führungsteam – bestehend aus Mitgliedern mit vier verschiedenen Muttersprachen. Ihre gemeinsame Arbeitssprache: Englisch. So, wie es in der globalen Arbeitswelt inzwischen oft der Fall ist.


Als ich im Raum stand und beobachtete, wie die Gruppe miteinander arbeitete, wurde mir plötzlich klar: Wir müssen unser Verständnis von interkultureller Kompetenz überdenken!

Es reicht nicht mehr, sich nur mit kulturellen Unterschieden auszukennen – wer direktes Feedback bevorzugt, wer Hierarchien schätzt oder wer erst eine Beziehung aufbaut, bevor es ums Geschäft geht. Diese Erkenntnisse sind wertvoll, keine Frage. Aber in der heutigen, vernetzten Welt geht es um etwas viel Wichtigeres.


Die wichtigste interkulturelle Fähigkeit: Selbstwahrnehmung

Während des Workshops kam mir immer wieder ein Gedanke: "Früher dachte ich, interkulturelle Kompetenz bedeutet, kulturelle Normen zu studieren. Doch je mehr ich mit globalen Teams arbeite, desto klarer wird: Der wichtigste Schlüssel liegt darin, mich selbst zu verstehen."

Und genau das ist der Punkt.



Die besten interkulturellen Führungskräfte und Teamplayer sind nicht unbedingt diejenigen, die Hofstedes Kulturdimensionen erklären oder The Culture Map in- und auswendig kennen (auch wenn diese Modelle sehr hilfreich sein können). Es sind diejenigen, die:

✔️ ihre eigenen Werte, Annahmen und blinden Flecken reflektieren,

✔️ verstehen, wie sie unter Druck oder Unsicherheit reagieren,

✔️ neugierig bleiben, anstatt vorschnell zu urteilen,

✔️ ihren Führungs- und Kommunikationsstil flexibel anpassen, ohne sich zu verbiegen.


Interkulturelle Dynamiken in Teams: Die eigentliche Herausforderung

Wenn ich mit Führungsteams arbeite, ist kulturelle Vielfalt immer Teil des Raums – aber selten das eigentliche Thema. Mein Job ist es in der Regel nicht, „interkulturelle Kompetenz“ als separate Fähigkeit zu vermitteln, sondern Teams durch die Gespräche, Strategien und Herausforderungen zu begleiten, die für ihre Zusammenarbeit entscheidend sind. Die kulturellen Dynamiken sind dabei immer präsent – mal spürbar, mal subtil.


Oft wird interkulturelle Kompetenz als etwas „Äußeres“ betrachtet: Wie kommunizieren verschiedene Nationalitäten? Wie gehen unterschiedliche Kulturen mit Hierarchien um? Welche Führungsstile sind wo verbreitet? Doch aus meiner Erfahrung liegt die größte Herausforderung nicht in den kulturellen Unterschieden selbst – sondern darin, wie wir auf sie reagieren.


Interkulturelle Zusammenarbeit bringt zwangsläufig Momente mit sich, in denen es hakt – nicht unbedingt, weil jemand etwas falsch macht, sondern weil Verhaltensweisen etwas in uns auslösen:

🔹 Warum macht mich jemandes Schweigen nervös?

🔹 Warum fühle ich mich übergangen, nur weil ich unterbrochen wurde?

🔹 Warum fällt es mir schwer, direktes Feedback zu geben – oder es anzunehmen?

Der wahre Schlüssel liegt nicht darin, kulturelle Unterschiede zu „korrigieren“, sondern die eigene Reaktion darauf besser zu verstehen.


Vom Reagieren zum bewussten Handeln: Tools für mehr Selbstwahrnehmung

Führungskräfte und Teams, die diese Herausforderungen reflektiert angehen wollen, können von bestimmten Methoden profitieren – wenn sie bereit sind, sich darauf einzulassen. Diese sind nicht immer zentraler Bestandteil meiner Workshops, aber ich bringe sie gerne ein, sofern sie relevant sind oder angefragt werden:


👉 Zentrierung und Selbstregulation – Führungskräften helfen, innezuhalten, Emotionen bewusst wahrzunehmen und weniger zu reagieren sondern zu agieren und ihr Verhalten authentisch, aus einer starken Mitte heraus zu steuern. Gerade in multikulturellen Teams, wo das, was für eine Person „normal“ ist, für eine andere irritierend sein kann, ist diese Fähigkeit entscheidend.

👉 Aktives Zuhören – Führungskräfte dazu ermutigen, Gespräche bewusst zu verlangsamen, ihre eigenen emotionalen Reaktionen wahrzunehmen und anderen Gehör schenken und dafür explizit Raum geben, damit diese nicht überhört werden – besonders wichtig in Englisch als Lingua Franca (ELF)-Settings, wo sich nicht alle mit der Sprache gleich sicher fühlen.

👉 Reflexionsübungen – Teammitglieder dabei unterstützen, zu erkennen, wann sie durch kulturelle Unterschiede getriggert werden, und Strategien zu entwickeln, um offen zu bleiben, anstatt sich zurückzuziehen oder defensiv zu reagieren.


Interkulturelle Kompetenz bedeutet nicht, eine Liste von „Dos and Don’ts“ auswendig zu lernen. Es geht darum, präsent, offen und anpassungsfähig zu bleiben – denn genau das lässt Teams erfolgreich zusammenarbeiten.


Eine Karriere zwischen Kulturen

Vielleicht rührt meine Leidenschaft für dieses Thema aus meiner eigenen Geschichte:

🌏 Aufgewachsen in Asien und Portugal.

🇩🇪 Deutsche Eltern, aber keine „deutschen Wurzeln“ – meine Berührung mit Deutschland begann erst an der Uni.

💡 Mein Leben lang zwischen Kulturen, Identitäten und Denkweisen navigiert.


Deshalb bin ich überzeugt: Interkulturelle Kompetenz beginnt nicht mit „den anderen“. Sie beginnt bei dir.


✔️ Wenn du deine eigene kulturelle Brille erkennst, kannst du andere Perspektiven besser verstehen.

✔️ Wenn du Demut über Gewissheit stellst, baust du Vertrauen über kulturelle Grenzen hinweg auf.

✔️ Wenn du ein Umfeld schaffst, in dem sich alle gehört fühlen, wird dein Team erfolgreich sein – egal, wie vielfältig es ist.


Unser größtes Potenzial: Unsere Unterschiede

Jeden Tag erlebe ich es in meiner Arbeit mit globalen Teams: Unsere Unterschiede sind keine Hindernisse – sie sind unsere größte Stärke. Gemeinsam schaffen wir Teams, die in ihrer Unterschiedlichkeit nicht nur funktionieren – sondern inspirieren und wirksam sind.


💡 Und du? Hattest du schon einmal eine Situation in einem multikulturellen Team, in der du dich irritiert, verunsichert oder herausgefordert gefühlt hast? Wie bist du damit umgegangen? Ich bin gespannt auf deine Gedanken! 🌍✨

 
 
 

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